Von Karl Friedrich Schinkel über Marguerite Friedlaender bis zum Laborporzellan
Mitte des 18. Jahrhunderts bestimmte zunächst der Stil des Rokoko das Programm der KPM. Dies änderte sich um 1790, als nun die klareren Formen des aufkommenden Klassizismus das Sortiment der Königlichen Porzellan-Manufaktur prägen sollten. Um diese Zeit entstand das bis heute produzierte Kurland-Service von Johann Karl Friedrich Riese, das heute als das bekannteste und beliebteste Service der Manufaktur gilt. Preußische Künstler wie der Architekt Karl Friedrich Schinkel oder Johann Gottfried Schadow entwarfen nun klassizistische Vasen und Skulpturen, die bis heute zeitlos sind. Nicht umsonst gilt gerade Karl Friedrich Schinkel als ein Großvater des Industriedesigns. Im 19. Jahrhunderts wurde die KPM zu einer der führenden Porzellanmanufakturen Europas, wichtig war dabei die Herstellung der zahlreichen königlichen Geschenke aus KPM-Porzellan. Ende des 19. Jahrhunderts prägte dann der aufkommende Jugendstil die Manufaktur, 1910 wurde der sogenannte Hochzeitszug der KPM auf der Weltausstellung in Brüssel mit einer Goldmedaille ausgezeichnet.
Bedingt durch den verlorenen Ersten Weltkrieg und die Abdankung von Wilhelm II. musste sich die KPM neu erfinden. Der Name wurde in Staatliche Porzellan-Manufaktur Berlin geändert, das Logo blieb aber unverändert. Unter dem Direktor Günther von Pechmann stellte sich die KPM neu auf und brach mit der Tradition. Die moderne Sachlichkeit hielt Einzug und es kam zur Zusammenarbeit mit der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle, die Heimat vieler ehemaliger Bauhäusler wie Gerhard Marcks oder Marguerite Friedlaender war. Besonders die reduzierten Entwürfe von Marguerite Friedlaender und Trude Petri prägten nun die KPM, allerdings wurden die Künstler/innen zum Teil wegen ihres jüdischen Glaubens oder ihrer politischen Einstellungen während des Nationalsozialismus verschwiegen. 1943 wurde die Manufaktur in Berlin durch Luftangriffe schwer beschädigt, die Produktion musste zunächst eingestellt werden.Wegen der Kriegszerstörungen und der neuen politischen Machtverhältnissen ging die KPM nach dem Zweiten Weltkrieg zuerst in die Porzellanstadt Selb. Erst 1957 erfolgte die Produktion wieder in Berlin, nachdem dort die zerstörten Gebäude wieder aufgebaut worden waren. In den 1950er und 1960er Jahren prägten dann Trude Petri und Hubert Griemert die Arbeiten der Manufaktur im Stil der Moderne. Mit dem von Enzo Mari gestalteten Service Berlin fand in den 1990er Jahren auch die Postmoderne Einzug. In den 2000er Jahren gelangen der KPM mit durchdachten Designs und Ideen neue Erfolge - so wurde 2014 eine Porzellan-Currywurstschale zum Bestseller, später dann ein to Go Kaffeebecher aus dem weißen Gold. Mit der reduzierten Porzellanserie LAB BERLIN, die auf das industrielle KPM-Laborporzellan verweist, gelang dem heutigen Art Director Thomas Wenzel ein neuer Erfolg.