Zwischen Kunst und Design: Franz West

Erst im Alter von dreißig Jahren, begann der 1947 geborene Franz West ein Kunststudium bei Bruno Gironcoli an der Akademie der bildenden Künste in seiner Geburtsstadt Wien. Er fand schnell zu einem eigenen Stil und machte sich in den frühen 1980er Jahren einen Namen in der Kunstwelt. Zentrales Element seiner Arbeit waren zu dieser Zeit die sogenannten „Passstücke“. Dabei handelt es sich um kleinformatige Plastiken – meist aus Gips, Pappmaché oder Metall – die vom Betrachter berührt und wie eine Prothese an den eigenen Körper angelegt werden sollen. Mit diesen als Verbildlichung einer Neurose gedachten Objekten, traf West einen Nerv und begründete seinen Erfolg.

In der Folgezeit produzierte der vielseitige Künstler die verschiedensten Werke: neben Plastiken, Rauminstallationen und Bühnenbildern schuf er auch Grafiken und veranstaltete Performances. Ab 1987 stellte Franz West Sitzmöbel her, die er vielfach als Bestandteil von Rauminstallationen einsetzte. Sie luden den Betrachter ein, Platz zu nehmen und somit mit der Installation zu interagieren. Einen weiteren Schwerpunkt im Werk von Franz West bilden großformatige Plastiken für den Außenbereich in Form phallisch anmutender Wulste. Diese aus Aluminium gefertigten und in Neonfarben lackierten Plastiken kommen sowohl geradlinig als auch verwunden; stehend oder liegend daher. Indem er die geradlinigen, liegenden Plastiken als „Sitzwulste“ betitelte, verlieh West auch diesen Werken den Charakter eines Gebrauchsgegenstands und machte sie zu Skulpturen und Außenmöbeln zugleich. Mehrere dieser „Sitzwulste“ befinden sich in der Sammlung Grässlin.

Im Jahr 1989 entwarf West mehrere Leuchten für den Kleinserienhersteller Meta Memphis mit Sitz in Mailand, der im Umfeld der Designergruppe Memphis entstanden ist und bis heute unter dem Dach von Memphis Milano fortgeführt wird. Die vier Leuchten zeichnen sich allesamt durch einen industriellen, improvisierten Look aus – zwei von ihnen verwenden eine Eisenkette als charakteristisches Bauteil. Da sind zunächst zwei Stehleuchten, die beide die Bezeichnung „Lampe des Künstlers“ oder auch „Private Lampe des Künstlers“ oder „Privat-Lampe des Künstlers“ tragen. Die beiden Varianten werden unterschieden durch die römischen Ziffern I und II. Die Lampe des Künstlers I (Abbildung oben) besteht aus einem schwarz lackierten Metallstab, der schräg auf eine Plinthe geschweißt ist. Der Stab mündet in einer herkömmlichen E27 Lampenfassung; ein Stromkabel ist am Stab entlang geführt. Die Lampe des Künstlers II weist einen ähnlich spröden Charme auf. Ihr Körper wird jedoch nicht von einem Stab, sondern von einer Eisenkette gebildet. Um die Kette auszusteifen, sind die einzelnen Glieder miteinander verschweißt. Das Ergebnis ist ein irritierendes Bild, das mit unseren Sehgewohnheiten und den Erwartungen an eine Kette spielt. Anstatt einfach in sich zusammenzusinken, steht die Kette frei im Raum, wie eine Kobra, die sich der Flöte eines Fakirs folgend aufrichtet.

Auch die Hängeleuchte Light verwendet eine auf diese Weise ausgesteifte Kette. Sie ist in diesem Fall waagerecht aufgehängt und trägt an beiden Enden je eine Lampenfassung. Die Hängeleuchte Haus Lange schließlich verwendet in gleicher Funktion einen gegossenen Metallstab, der in seiner amorphen Form den Anschein erweckt er sei aus mehreren Armiereisen zusammengefügt. Alle vier Leuchten werden weiterhin von Meta Memphis hergestellt und sind zugleich gesuchte Sammlerobjekte. Insbesondere die „Lampe des Künstlers II“ erfreut sich großer Beliebtheit und wird teilweise in Kunst- und Designauktionen für bis zu EURO 20.000 angeboten. Dabei werden teilweise direkt neue Leuchten von Meta Memphis in Auktionen eingeliefert - dies können aber Fachleute an Hand der Seriennummer lkeuicht identifizieren.

Von 1992 bis 1994 lehrte Franz West als Professor an der Städelschule in Frankfurt. Im Jahr 1992 nahm er an der documenta IX teil, wo er neben Skulpturen ebenfalls Möbelstücke präsentierte, nämlich die sogenannten „Diwane“. Auch bei der darauffolgenden documenta X im Jahr 1997 war West wieder vertreten. Als er im Jahr 2007 an der Biennale von Venedig teilnahm, mietete er – in Sichtweite seines eigenen offiziellen Beitrags – ein Gebäude an, das er befreundeten Künstlern unter dem Titel „The Hamster Wheel“ für eine gleichzeitige Ausstellung zu Verfügung stellte. Da diese nicht offizieller Teil des Programms war, entzog sie sich der Kontrolle des Kurators. Im Jahr 2011 wurde Franz West auf der Biennale von Venedig mit dem goldenen Löwen für sein Lebenswerk geehrt. Im gleichen Jahr erhielt er das Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst. West starb im Jahr 2012 in seiner Heimatstadt Wien.

Passende Artikel
Lampe-des-Künstlers-1-Franz-West-Memphis Lampe des Künstlers I
von Franz West
€ 3.020,00 *
 
 
Lampe-des-Künstlers-2-Franz-West-Memphis Lampe des Künstlers II
von Franz West
€ 3.950,00 *
 
 
Haus-Lange-Hängeleuchte-Franz-West-Memphis Haus Lange Hängeleuchte
von Franz West
€ 2.525,00 *
 
 
Light-Hängeleuchte-Franz-West-Memphis Light Hängeleuchte
von Franz West
€ 2.515,00 *