Zement für die Ewigkeit: Gartenmöbel und Einrichtungsgegenstände von Eternit
Asbest ist ein natürlich vorkommendes Mineral in Faserform, das sich durch große Hitzebeständigkeit und Zugfestigkeit auszeichnet. Zudem ist Asbest säureresistent und verrottet nicht. Bereits seit der griechischen Antike ist das Material bekannt und wurde genutzt. So bestand etwa der Docht der ewigen Flamme auf der Akropolis aus Asbestfasern. Wie Plinius der Ältere berichtet, wurden im alten Rom Leichentücher aus Asbest gewoben, die eine Feuerbestattung unbeschadet überstanden. Eine Legende besagt zudem, Karl der Große habe eine Tischdecke aus Asbest besessen, die nicht gewaschen, sondern im Feuer gereinigt wurde.
Im 19. Jahrhundert kam mit der Industrialisierung ein vermehrtes Interesse am Asbest und seinen besonderen Eigenschaften auf. Der Österreicher Ludwig Hatschek entwickelte ein Verfahren zur industriellen Fertigung von Asbestprodukten mit Zement als Bindemittel, das er 1899 zum Patent anmeldete. In seiner Fabrik im oberösterreichischen Vöcklabruck produzierte er aus diesem Faserzement vornehmlich Dachplatten, von denen er annahm, sie würden ewig halten – das legt zumindest der von ihm verwendete Markenname Eternit nahe, der sich von aeternitas, dem lateinischen Wort für Ewigkeit, ableitet. Für das Fertigungsverfahren und den zugehörigen Markennamen verkaufte Hatschek Lizenzrechte, woraufhin zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts in zahlreichen Ländern Unternehmen entstanden, die Eternit-Produkte herstellten.
Die schweizerische Eternit AG begann bereits 1912 neben Dachplatten und Fassadenelementen auch das sogenannte Blumenkistchen zu fertigen, ein Pflanzgefäß in länglicher Quaderform, wie man es oftmals an Balkonen sieht. Das langlebige, witterungsbeständige und stabile Material Faserzement bietet sich für Anwendungen im Außenbereich bestens an und so arbeitete das Unternehmen in den 1950er Jahren mit dem Innenarchitekten und Designer Willy Guhl zusammen, der drei ikonische Objekte für die Garteneinrichtung entwarf: Die Pflanzschale „Spindel“ in Form zweier an den Spitzen verbundener Kegel, die oftmals auch mit Sand befüllt als öffentlicher Aschenbecher genutzt wurde, die Pflanzschale Biasca – ob ihrer amorphen Form auch als Elefantenohr bezeichnet – sowie den Gartensessel „Loop Chair“, dessen Korpus von einem schlaufenartigen Band gebildet wird, und zu dem auch ein passender Tisch angeboten wird.
Bis heute werden diese und weitere Garten- und Einrichtungsobjekte im Eternit-Werk in Payerne zwischen Bern und Lausanne gefertigt. Hierzu werden die noch nicht abgebundenen Zementfaserplatten von Hand in Formen geschmiegt und zugeschnitten. In jüngerer Zeit kooperierte Eternit mit Designstudenten der ÉCAL, also der École cantonale d’art de Lausanne. Zwei Entwürfe des Studenten Nicolas le Moigne wurden dabei dauerhaft ins Sortiment aufgenommen. Ebenfalls von Le Moigne stammt die Idee für den Gartenhocker „Trash Cube“, ein würfelförmiges Objekt, für das Verschnitt der übrigen Produkte verwendet wird. Ein organisch-modernes Vogelhäuschen, sowie ein dynamisch anmutender Outdoor-Sessel nach Entwurf von Julia von Sponeck runden das Angebot ab.
In Verruf geraten ist Faserzement wegen den ursprünglich in diesem Material verwendeten Asbestfasern. Wenn sie in die Luft gelangen, können sie bis in die Lunge vordringen, wo sie Schäden verursachen und Krankheiten auslösen. Nachdem diese schädliche Wirkung bekannt wurde erfolgte die Umstellung auf asbestfreien Faserzement. Heute ist die Verwendung von Asbestfasern in neuen Produkten verboten. In ihren Garten und Einrichtungsgegenständen verwendet die Firma Swisspearl – Nachfolgerin der Eternit AG – heute Kunststofffasern. Neben dem typischen Zementgrau sind außerdem auch gefärbte Faserzementprodukte möglich und werden von Swisspearl angeboten. Sogar Sonderanfertigungen können auf Kundenwunsch hergestellt werden