Effizienter Lichtbringer: Pulpos neue Leuchtenserie rl
Viel ist nicht dran an den Leuchten der neuen Serie RL von Pulpo. Egal ob Steh- oder Pendelleuchte, beide sind gewissermaßen um eine LED-Leuchtröhre herum entworfen. Mit wenigen Ergänzungen wird aus der vertikal angeordneten Röhre in ihrer entsprechenden Fassung eine funktionale Leuchte mit einem ganz eigenen Charme. Die wichtigste Ergänzung stellt dabei ein charakteristischer Reflektor dar, der wiederum lediglich aus einem zum U-Profil gebogenen Aluminiumblech besteht. Hierbei beweist Sebastian Herkner Auge fürs Detail. Durch Abkantungen der Vorderkanten nach innen, sowie durch die Wahl eines fein strukturierten Blechs, bekommt der Reflektor ein raffiniertes Erscheinungsbild, behält dabei aber seinen industriellen Charakter.
Die weiteren Zusätze sind so minimal und dezent gehalten, wie nur irgend möglich. Tragendes Element der Stehleuchte ist ein einfacher Rundstab aus Stahl, der auf einem flachen zylindrischen Fuß ruht. Beide Teile sind mit einer mattschwarzen Pulverbeschichtung versehen, treten optisch also dezent in den Hintergrund. Unkonventionell ist hingegen der Aufbau der Pendelleuchte. Sie hängt an einem Stahlseil von der Decke, das sich unterhalb der Leuchtröhre noch ein Stück fortsetzt, um ein Gewicht zu halten, das der gesamten Konstruktion die nötige Spannung und Stabilität verleiht. Auch dieses Gewicht weist eine unaufgeregte zylindrische Form auf und ist aus mattschwarz pulverbeschichtetem Stahl gefertigt. Eine Besonderheit der Pendelleuchte ist die Kabelführung. Anders als sonst bei Pendelleuchten üblich, wird das Kabel nicht von der Decke, sondern von unten her zur Leuchte geführt. In ihrer Nutzung und ihrer Raumpräsenz unterscheidet sich die Pendelleuchte also kaum von der Stehleuchte.
Mit seiner Klarheit und Einfachheit reiht sich Herkners Entwurf in eine Tradition ähnlicher Leuchten ein, die jeweils mit nur wenigen zusätzlichen Teilen um ein Leuchtmittel herum konstruiert sind. Offenkundig ist etwa die formale Nähe zu Eileen Greys ikonischer Leuchte Tube Light aus den 1920er Jahren. Hierbei wird eine ebenfalls vertikal angeordnete Leuchtröhre an einem parallel verlaufenden Stahlrohr gehalten, das wiederum auf einem flachen zylindrischen Fuß ruht. Aber auch Entwürfe wie der Deckenstrahler Luminator der Gebrüder Castiglioni passen in diese Auflistung. Der Deckenstrahler, der sich aus wenigen einfachen Formen additiv zusammenfügt, kommt dank eines verspiegelten Leuchtmittels sogar ohne separaten Reflektor aus.
Der 1981 in Bad Mergentheim bei Würzburg geborene Sebastian Herkner zählt zu den erfolgreichsten deutschen Produktdesignern der Gegenwart. Er studierte an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach und absolvierte ein Praktikum bei Stella McCartney. Noch bevor er im Jahr 2007 sein Studium mit Diplom abschloss, eröffnete er sein eigenes Studio. Unmittelbar nach Abschluss seines Studiums nahm er außerdem eine Tätigkeit als Gastdozent an seiner Alma Mater auf. 2011 erhielt Herkner den Designpreis der Bundesrepublik Deutschland als bester Newcomer. Große Bekanntheit erlangten die 2012 von Herkner für ClassiCon entworfenen Bell Tables, die inzwischen fast schon als Klassiker bezeichnet werden können. Die Tische mit aufwändig mundgeblasenem Glaskorpus zeigen zugleich die persönliche Handschrift Herkners auf: Inspiriert oftmals von traditionellen Handwerkstechniken, sind es die mit treffsicherem Gespür gewählten Materialien, Farben, Strukturen und Oberflächen, die Herkners Entwürfen ihren besonderen Charme verleihen.